Wabi Sabi.

Die Voll­kommenheit des Unvoll­kommenen.

Das japanische Prinzip des Wabi-Sabi hat eine jahrhundertelange Tradition. Schönheit entsteht nicht aus Gleichmaß oder Perfektion. Es ist eine Art herbe, gereifte Schlichtheit, die die Dinge schön macht: ein angerosteter Teekessel, ein bemooster Stein. Gerade bei den Accessoires war Wabi-Sabi in Mailand allgegenwärtig...

DADA

Schönheit in jedem Aspekt der Unvollkommenheit zu finden – das ist der großartige Gedanke des Wabi Sabi. Unregelmäßige Keramikoberflächen, handgeflochtene Kordeln, gebrannte Fliesen – solche Details waren in Mailand ebenso so häufig zu sehen wie Pflanzen. Warum das so ist, liegt auf der Hand.

„Die Ästhetik eines Objektes in seiner natürlichsten und rohesten Form anzuerkennen, unterscheidet sich deutlich von Jonathan Ivys APPLE-Design“, merkt Harald Klüh an, „Wabi Sabi ist sozusagen der Gegenpol zur kühlen Perfektion des digitalen Zeitalters“. Heute wird fast alles am Computer gestaltet. Die binärische Aufgeräumtheit ist allgegenwärtig. Der Mensch aber ist keine perfekte Maschine. Er wird zum Menschen durch seine Ungereimtheiten, seine kleinen Fehler und Macken. Das findet auch seine Manifestation im Design – und lässt sich übrigens ganz hervorragend mit klarkantigem Minimalismus kombinieren.

GAN

ERNESTOMEDA


Wabi Sabi.

Alte Flechttechniken sind wieder hoch modern. Unregelmäßigkeiten und Asymmetrie sind dabei geradezu gewollte Eigenschaften, die den Charakter von traditionellem Kunsthandwerk widerspiegeln.

ERNESTOMEDA

ERNESTOMEDA

Wabi Sabi ist ein ästhetisches Konzept, das unser Verständnis von nahezu unerreichbarer Schönheit ins Gegenteil wendet. Es stellt die natürliche Schönheit heraus, akzeptiert Fehler und bevorzugt Materialien, die organisch und vergänglich sind.

Ob Holz, Papier, Textilien oder Stein – die Werkstoffe bleiben meist unbehandelt und behalten ihre natürlichste Form. Dabei bleibt die Textur der Oberflächen rau, uneben, zufällig und vielfältig. „Ebendas macht den besonderen Charme dieser japanischen Design-Philosophie aus“, ergänzt Harald Klüh, „dass wir uns selbst wiederfinden in den Entwürfen. In ihnen spiegelt sich unsere eigene, ganz natürliche Unvollkommenheit.“

GAN

„Wabi Sabi bezieht Natur, Umwelt und Zeit in das Verständnis von Ästhetik ein.“

Stefan Ambrozus
Designer


ABIMIS gestaltete nicht nur die Oberflächen der Möbel nach Wabi Sabi-Prinzipien, sondern auch das Interieur ihres Messestandes.
ABIMIS

Wabi Sabi war in Mailand fast überall zu finden. Im Produktdesign, bei den Accessoires, bei der Interieurgestaltung oder im Messebau – Harald Klüh glaubt darin „einen unverkennbaren Schulterschluss für mehr Natürlichkeit“ zu erkennen.

Ist Wabi Sabi demnach eine logische Weiterentwicklung oder doch eine Rückbesinnung? „Beides“, ist sich Harald Klüh sicher, „die Playful Diversity bietet die große Chance, traditionelle und neue Designprinzipien miteinander zu verknüpfen und etwas Neues entstehen zu lassen. Wenn das Wohnen wohnlicher, natürlicher und nachhaltiger werden soll, ist der Wabi Sabi-Trend kein Zufall“.

MOLTENI & C


Die natürliche Unordnung in eine reproduzierbare Ordnung zu bringen – das ist Design im Sinne des Wabi Sabi.

ATELIER VIERKANT